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Trockenes Auge

Allgemein: 
Das trockene Auge (Keratoconjunctivitis sicca) entsteht durch einen unzureichenden oder
instabilen Tränenfilm. Daraus resultiert schließlich eine Reizung des Auges mit
Augenbrennen, Fremdkörpergefühl, Juckreiz und Schmerzen. 
Da der Tränenfilm recht komplex aufgebaut ist, sind folglich auch die Ursachen des
trockenen Auges vielfältig.
Häufig resultieren die Beschwerden aus einer unzureichenden Produktion des
Tränenfilms. Dies wiederum ist zumeist die Folge der Rückbildung von Tränendrüsen
(v.a. im Alter). Darüber hinaus können auch Autoimmunerkrankungen (z.B. Rheumatoide
Arthritis, Sjögren Syndrom), Infektionserkrankungen (z.B. Mumps) o.ä. die Tränenproduktion
beeinflussen.
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Des Weiteren kann eine gestörte Zusammensetzung des Tränenfilms ebenfalls zu
entsprechenden Beschwerden führen. Zum besseren Verständnis ist die Zusammensetzung des Tränenfilms ist  Abbildung 1 stark vereinfacht dargestellt.
 
 
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Abbildung 1 Schematische Darstellung des Auge samt Tränenfilm.
 
 
Der Tränenfilm besteht aus drei Schichten. Die Muzinschicht gewährleistet die Haftung des Tränenfilms auf der Hornhaut (Kornea). In der wässrigen Schicht ist u.a. das bakteriostatisch wirkende Lysozym enthalten. Darüber hinaus dient die wässrige Schicht als Spülflüssigkeit und gleicht Oberflächenunregelmäßigkeiten aus. Der Tränenfilm schließt mit der Lipidschicht ab, die wiederum die Verdunstung der wässrigen Schicht verhindert. Insgesamt bildet der Tränenfilm die äußerste Schicht des Auges und ist zudem maßgeblich an der Lichtbrechung beteiligt. Daher kann eine Beeinträchtigung des Tränenfilms gleichzeitig zur Verschlechterung der Sehleistung führen. 
Störungen der Muzinschicht sind meist die Folge eines Vitamin-A-Mangels. Daneben können allerdings auch Verätzungen, Verbrennungen, chronische Bindehautentzündungen oder ein Steve-Johnson-Syndrom die Zusammensetzung der Muzinschicht beeinflussen. 
Die Lipidschicht kann durch Verletzungen oder chronische Entzündungen der Augenlider nachträglich beeinflusst werden. 
Sowohl Erkrankungen des Hormonsystems (z.B. Schilddrüsenerkrankungen), Diabetes als auch die Einnahme einiger Arzneimittel (z.B. die "Pille", Vitamin A, Atropin, Acetylsalicylsäure, ß-Blocker, Chemotherapeutika) können die Zusammensetzung des gesamten Tränenfilms beeinträchtigen. 
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Lange konzentrierte Bildschirmarbeit, geringer Blinzelfrequenz (z.B. Parkinsonpatienten), Nikotin, Zugluft, Klimaanlagen und Kontaktlinsen können ebenfalls die Entstehung eines trockenen Auges begünstigen.
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Symptome:
Augenbrennen, Fremdkörpergefühl (Sand im Auge), Juckreiz, Schmerzen, Trockenheitsgefühl
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Wann zum Arzt?
Wenn die Beschwerden anhalten oder häufig wiederkehren, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Sollte der Lidschluss beeinträchtigt sein oder weitere Symptome (z.B. Lichtscheu, Nachtblindheit, trockener Mund oder ungewöhnliche Hauterscheinungen) auftreten, ist ebenfalls ein Arzt aufzusuchen. Besteht aufgrund einer Vorerkrankung eine Verwertungsstörung von Proteinen, muss auch dies ebenfalls ärztlich abgeklärt werden.
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Therapie:
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1. Tränenersatzflüssigkeit: Hierbei handelt es sich um viskose und isotone Flüssigkeiten, die den fehlenden Tränenfilm ersetzen sollen. Die Anwendung erfolgt bei Bedarf regelmäßig 4-5 Mal täglich. Salben und Gele sollten, aufgrund der kurzfristigen Beeinträchtigung der Sehleistung, zur Nacht angewandt werden. Auf Präparate mit Konservierungsmitteln sollte möglichst verzichtet werden. Daher sind Einzeldosenbehältnisse oder auch das Comod-System vorzuziehen. Das Comod-System ist ein patentiertes Entnahmesystem, welches aufgrund einer eingebauten Silberkugel (aseptische Eigenschaften) auf Konservierungsmittel verzichten kann.
Präparate:
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2. Lipide: Diese Präparate verhindern die vorzeitige Verdunstung des Tränenfilms und pflegen zusätzlich die Lidränder, wodurch einer Blepharitis (Lidrandentzündung) vorgebeugt wird.​
Präparate:
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3. Retinol: Ein Vitamin-A-Mangel kann der Auslöser einer ausgeprägten Lichtempfindlichkeit sein. Diese Präparate sollten allerdings von Schwangeren gemieden werden. Zudem empfiehlt sich vor der Anwendung ein entsprechendes Screening. 
Präparate:
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Zusatzhinweise:
Ausgedehnte Bildschirmtätigkeiten sollten möglichst eingeschränkt oder zumdin​dest durch regelmäßige und bewusste Pausen unterbrochen werden. Während "Naharbeiten" (z.B. lesen, schreiben etc.) empfiehlt sich das bewusst häufige Blinzeln.  Klimaanlagen und Gebläse (z.B. im Auto) sollten möglichst vermieden werden. Auf ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit (mind. 2 L), Omega-3-Fettsäuren (in Leinsamen, Fischölkapseln) und vitaminreiche Kost ist zu achten. Bei ausgeprägter Symptomatik ist die Brille den Kontaktlinsen vorzuziehen. Die Lidrandpflege mit liposomalen Suspensionen (z.B.                  ) beugt der chronischen Blepharitis vor, während  Lidrandmassagen die Meibom-Drüsen stimulieren, die für die Produktion der Lipidschicht des Tränenfilms verantwortlich sind. Gefäßverengende Präparate bei Rötungen der Bindehaut sind hierbei gänzlich zu vermeiden.
 
 
Als homöopathische Therapiealternativen eignen sich                        (zur Befeuchtung) und 
(zur Anregung der Tränensekretion)  
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Trockenes Auge, Keratoconjunctivitis sicca
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