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Magenschmerzen

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Symptome: 
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchbeschwerden, Druckgefühl im Bereich des MagensMagenschmerzen, Völlegefühl, Aufstoßen von saurem Magensaft (Sodbrennen), krampfartige Beschwerden
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Wann zum Arzt?
Bei chronischen oder häufig wiederkehrenden Beschwerden ist ein Arzt aufzusuchen. Sollte Blut im Stuhl auftreten oder erbrochen werden, ist ebenfalls ein Arzt zu kontaktieren. 
Wenn unbeabsichtigt Gewicht verloren wurde (über 5% in drei Monaten), sollte dies auch ärztlich abgeklärt werden. 
Sollten sich die Beschwerden trotz Selbstmedikation nicht bessern, ist nach spätestens 14 Tagen der Arzt aufzusuchen.
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Therapie:
Der Therapieansatz besteht in der Unterstützung der Magenmotilität und Reduktion der Magensäure.
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1. Pflanzliche Prokinetika: Die Inhaltstoffe des Pfefferminzöls und weiterer Pflanzen (Schöllkraut, Angelikawurzel etc.) unterstützen die Magenbewegung und verringern dadurch den Druck des Magens. Die Einnahme sollte 30 Minuten vor der Mahlzeit erfolgen. Sie sollten  nicht bei Verengungen (Stenosen) der Gallenwege eingesetzt werden.
Präparate:
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2. Antazida: Diese Präparate neutralisieren die Magensäure direkt und sind daher zur akuten Therapie geeignet. Dabei haben die Magengele eine stärkere Neutralisationswirkung im Vergleich zu den Tabletten. Viele dieser Präparate enthalten Aluminiumsalze und sind daher überwiegend nicht für Schwangere zugelassen. Trotz des enthaltenen Aluminiums werden laut embryotox  Magaldrat haltige Präparate (z.B. Riopan) in der Schwangerschaft empfohlen. Mittlerweile konnte nachgewiesen werden, dass Aluminium maßgeblich an der Entstehung der Demenz beteiligt ist, weshalb diese Präparate auch nicht unumstritten sind. Allerdings konnte keine Studie gefunden werden, die einen Zusammenhang zwischen Demenz und der Einnahme von Antazida beschreibt. Eine Alternative, v.a. für Schwangere, stellen  carbonathaltige Verbindungen dar  (z.B. Gaviscon), die allerdings das saure Aufstoßen verstärken können. Die Präparate sollten 1-2 Stunden nach der Einnahme der Mahlzeit eingenommen werden. Da die Aufnahme anderer Arzneimittel durch diese Präparate gestört werden kann, sollte ein Einnahmeabstand von 2 Stunden zwischen Antazida und anderen Arzneimitteln eingehalten werden. Bei übermäßiger Einnahme und einer zu starken Erhöhung des pH-Wertes im Magen, kann es zu einer Rebound-Phänomen kommen. Dabei wird verstärkt Magensäure produziert, wodurch es zu einem erneuten Aufflammen der Symptomatik kommen kann.
Patienten, die unter Niereninsuffizienz leiden, sollten auf die Einnahme verzichten. 
Präparate:   Aluminiumhaltig: 
                    Carbonate:
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3. H2- Antihistaminika: Im Gegensatz zu den Antazida neutralisieren diese Präparate die Magensäure nicht direkt, sondern reduzieren die Magensäureproduktion. Die Einnahme erfolgt bei Bedarf, wobei nicht mehr als 2 Tabletten pro Tag genommen werden sollten. Für Kinder unter 10 Jahren und Schwangere sind diese Präparate nicht geeignet.
Präparate:
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4. Protonenpumpeninhibitoren: Diese Präparate wirken ebenfalls hemmend auf die Säureproduktion, sind stärker wirksam als die H2-Antihistaminika und für Schwangere geeignet. Sie sind zum Schutz der Magenschleimhaut, insbesondere bei der Gabe von NSAR und Kortison, sowie zur Behandlung des Sodbrennens zugelassen. Vereinzelt werden sie auch bei chronischem Husten eingesetzt, der auch in Verbindung mit dyspeptischen Beschwerden auftreten kann. Protonenpumpeninhibitoren hemmen die Belegzellen des Magens, die nur zu bestimmten Zeiten aktiv sind (v.a kurz nach der Nahrungsaufnahme und in der Nacht). Die Einnahme der Präparate sollte daher vor dem Schlafen gehen oder ca. 30 Minuten vor der Mahlzeit erfolgen, um einen optimalen Wirkeffekt zu erzielen. 
Sie weisen einige Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln auf (HIV-Medikamente, Atazanavir, Antimykotika, trizyklische Antidepressiva, Benzodiazepine, Digitoxin, Clopidogrel). Diese Wechselwirkungen sind vereinzelt bei Omeprazol stärker ausgeprägt (v.a. mit Clopidogrel). In der Selbstmedikation sollten diese Präparate nicht länger als 14 Tage eingesetzt werden. Bei längerer Einnahme kann die Aufnahme von Magnesium (Muskelkrämpfe), Calcium (Osteoporose) und Vitamin B12 (Parästhesien = unangenehme Körperempfindung). Da der Vitamin B12 Speicher der Leber bis zu 3 Jahre anhält, treten die genannten Symptome erst nach jahrelanger Einnahme auf.
Präparate:
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Anmerkung: Für alle Präparate, die den pH Wert des Magens anheben und dauerhaft eingenommen werden gilt, dass die Aufnahme anderer Stoffe beeinträchtigt  und das Risiko einer bakteriellen Besiedlung erhöht werden kann.
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Zusatzhinweise:
Bei akuten Beschwerden sollte auf leicht verdauliche Kost gesetzt werden (Zwieback, Haferschleim, Tee). Übermäßige Aufnahme von Zucker und Fett ist zu vermeiden. Auf Kaffee, Tabak und Alkohol ist ebenfalls zu verzichten. Nikotin und Koffein aktivieren ebenso wie Stress den Kampf- und Fluchtmodus (Sympathikus) des vegetativen Nervensystems, wodurch es zwar zu einer verbesserten Durchblutung der Muskulatur, aber gleichsam verminderten Durchblutung des Magens kommt. Dadurch wird weniger Puffersubstanz der Magenschleimhaut (Bicarbonat) gebildet, weshalb die Magensäure stärker schädigend wirken kann. Wenn Schmerzmittel benötigt werden, ist Paracetamol die Magen verträglichste Option.
Kamille, Pfefferminze und Süßholzwurzel können bei einer leichten Magenschleimhautentzündung Linderung verschaffen. Wärme wirkt meist ebenfalls lindernd. Sollten krampfartige Beschwerden auftreten, kann                     diese meist effektiv lösen. Bei dauerhaftem Stress oder Unruhe können oft Entspannungsübungen (PMR), pflanzliche Sedativa oder Antidepressiva helfen
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Als homöopathische Therapiealternative eignen sich                             (Sodbrennen),                         (Bauchkrämpfen),                               (Magen-Darm-Beschwerden mit Kreislaufschwäche).                 
Allgemein:
Unspezifische Oberbauchbeschwerden werden als Dyspepsie (Verdauungsstörung) bezeichnet.
Die Auslöser der dyspeptischen Beschwerden können vielfältig sein, wobei häufig mehrere Faktoren an der Entstehung beteiligt sind. Sollte sich keine organische Ursache der Beschwerden identifizieren lassen, spricht man von einer funktionellen Dyspepsie (Reizmagen). Häufig ist ein Ungleichgewicht zwischen aggressiven Faktoren (z.B. Magensäure, Stress, Kaffee, Nikotin, NSAR*, fettreiches Essen) und der schützenden Magenschleimhaut, die die Magensäure abpuffert, an der Entstehung der Beschwerden beteiligt. Zudem können Motilitätstörungen (Bewegung des Magens) bzw. Perzeptionsstörungen (nervale Verarbeitung) an der Ausprägung der Beschwerden beteiligt sein.  Die funktionelle Dyspepsie ist von der Reizdarmerkrankung abzugrenzen, die v.a. Beschwerden des Darms verursacht (Durchfall, Verstopfung), aber ebenfalls eine funktionelle (ohne organische Ursache) Erkrankung darstellt.
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Der Magen-Darm-Trakt besitzt ein eigenes und autonomes (unabhängiges) Nervensystem. Daher ist er für Stress und schädliche Reize besonders anfällig. Darüber hinaus ist er über Serotonin-Rezeptoren direkt mit dem Brechzentrum verbunden, sodass Beschwerden des Magen-Darm-Trakts häufig zu Übelkeit und Erbrechen führen.
 
Im Gegensatz zur funktionellen Dyspepsie lässt sich bei einer Gastritis (Magenschleimhautentzündung) sehr wohl eine organische Ursache finden. Dabei wird die akute Gastritis, die innerhalb weniger Tage abklingt, von der chronischen Gastritis unterschieden. Die chronische Gastritis wird wiederrum in 3 Typen unterteilt: Typ A = Autoimmunerkrankung,
Typ B = bakteriell (meist Helicobacter pylori-Infektion), Typ C = Chemisch (NSAR*, Kaffee, Alkohol). Unter den chronischen Gastritiden ist der Typ B mit 85 % am häufigsten, gefolgt vom Typ C mit 10 %.
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Anmerkung = NSAR* = Nicht Steroidale Antirheumatika (z.B. Acetylsalicylsäure-ASS, Ibuprofen)
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